
Die AIDS-Hilfe Potsdam feiert ihr 30. Gründungsjubiläum. Zu diesem Anlass haben wir symbolisch für alle unsere Mitglieder einen Kuchen gebacken und ihnen außerdem ein paar Fragen gestellt. Die Antworten auf diese Fragen finden Sie auf unserem neuen YouTube-Kanal:
https://www.youtube.com/channel/UC1vAa3vb2FQtoR4EuEmhS4A
Außerdem haben wir anlässlich unseres 30. Gründungsjubiläums ein Interview mit unserem Gründungsmitglied Harald Petzold durchgeführt. Er erzählte uns wie alles begann, mit welchen Herausforderungen die AIDS-Hilfe Potsdam damals konfrontiert war und vieles mehr.
Für das Interview klicken Sie auf den folgenden Link:
https://soundcloud.com/user-590723753
30 Jahre AIDS-Hilfe Potsdam – 30 bewegte Jahre
Geburtstage sind so eine Sache. Gut, dass man älter wird und Erfahrungen sammelt, irgendwie schwierig, wenn Aids-Hilfe Potsdam e.V. dreißig Jahre lang für eine Sache kämpfen muss, die selbstverständlich sein sollte:
positiv zusammen zu leben.
Am 6. Februar 2021 feiert die AIDS-Hilfe Potsdam e.V. (AHP) ihren 30. Geburtstag und hat sich in dieser Zeit immer weiter entwickelt: zur Fachstelle für Beratung, Begleitung von Menschen, die mit dem HI-Virus leben, Ansprechpartner_in für Prävention und Aufklärung für Menschen von 12 bis 120, zum Checkpoint: Testung auf HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) und als Geschäftsstelle der Initiative Brandenburg – Gemeinsam gegen Aids, der landesweiten Koordinationsstelle.
Wie alles begann
Der Start 1990: Begonnen hat alles damit, dass sich engagierte Menschen 1990 trafen, um die Aids-Hilfe Potsdam aus der Taufe zu heben. HIV und Aids spielten in der DDR keine große Rolle. Mit den offenen Grenzen und der Reiselust von Ost nach West und West nach Ost stieg auch die Sorge, dass das Virus die Chance hätte, das größte Kondom der Welt, nämlich die jetzt durchlässige Mauer zwischen den beiden deutschen Staaten, zu überwinden.
Es gab zum damaligen Zeitpunkt keine Beratungsangebote, keine Aufklärungsangebote und keine Kommunikation in Sachen HIV und Aids, aber sehr viele Fragezeichen und viele Ängste. Der Start war nicht einfach, aber mit viel Überzeugungsarbeit konnte die Politik zur Hilfe bewegt werden. Fast 2 Jahre nach der Vereinsgründung konnten wir Dank Unterstützung durch das Gesundheitsministerium und die Stadt Potsdam in unser erstes Büro in der Berliner Straße, unweit der Glienicker Brücke einziehen.
Der Weg und Entwicklung
Die Sorge, dass es zu massenhaften Neuinfektionen kommen würde, weil Menschen Freiheit und Mobilität nutzten, war groß. 1995 gab es die erste HIV-positive Frau, die die Beratungsstelle der Aids-Hilfe aufsuchte und sich Begleitung in einer schwierigen Lebenslage wünschte. Wichtig zu wissen ist, dass es zum damaligen Zeitpunkt kein wirklich gut wirkendes Medikament gegen die Vermehrung des Virus gab.
Wenige Fachärzt_innen in Potsdam - es waren zwei Ärzte am Klinikum Ernst von Bergmann - konnten ihren Patienten_innen nur wenig Hoffnung machen. 1996 gab es einen ersten Hoffnungsschimmer in der Therapie für die Menschen mit HIV. In den Folgejahren stieg, trotz aller Aufkärung, die Zahl der Menschen mit HIV stetig an, immer mehr auch Menschen mit Migrationshintergrund suchten die Beratungs- und Betreuungsangebote auf.
Es wurde die Initiative Brandenburg – Gemeinsam gegen Aids ins Leben gerufen, deren Landesgeschäftsstelle wir führen. Dieses vernetzte Fachpersonal, führt Bildungsangebote landesweit durch und einmal im Jahr eine landesweite Fachtagung „Sexuelle Gesundheit in Brandenburg“. Unser Paradebeispiel für vernetzte Präventionsarbeit ist die „Jeans Box“. Brandenburger Schüler_innen der Klassenstufe 10 erhalten eine Box mit vielen Infos zur sexuellen Gesundheit.
Heute und Zukunft
Der Verein beschäftigt heute 3 Sozialarbeiter_innen und wird von 28 Ehrenamtler_innen unterstützt.
Wird es die AHP 30 weitere Jahre geben? Wir sagen ja!
Denn 30 Jahre nach der Gründung der AHP drängen wir auf Information, Prävention durch Testung und medizinische Versorgung für alle Menschen, kämpfen gegen Diskriminierung und setzten uns für eine solidarische Gesellschaft ein. Das Prinzip der strukturellen Prävention hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, nicht nur das Verhalten der Menschen in den Blick zu nehmen, sondern auch die gesellschaftlichen Verhältnisse, die sexuelle Gesundheit fördern aber auch schädigen kann.
Auf die nächsten 30 Jahre!
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